IG Aktives Alter Jonschwil: Bewegen und Begegnen!
Ein Gastbeitrag aus Jonschwil und Schwarzenbach:
Geschichte der IG Aktives Alter
Jonschwil war eine der drei Pilotgemeinden für das Projekt VIA im Kanton St.Gallen. VIA will u.a. die Gesundheit älterer Menschen fördern, ihre Selbstbestimmung und Selbständigkeit stärken und damit ihre Lebensqualität erhalten oder sogar verbessern. Daraus ergeben sich Handlungsfelder für Gemeinden, z.B. die Schaffung von Begegnungsmöglichkeiten gegen Isolation und Vereinsamung, Bereitstellung von geeigneten Infrastrukturen für Bewegung und Begegnung, Bewegung als Gesundheitsförderung und Sturzprophylaxe.
Der Gemeindepräsident Stefan Frei suchte aktive Seniorinnen und Senioren zur Lancierung und Umsetzung von Projekten aus «Betroffenen-Sicht». Eine Gruppe von zwölf Frauen und Männern machte sich ab Herbst 2014 an die Arbeit.
Organisation, Philosophie
Wir sind kein Verein und erheben keine Mitgliederbeiträge. Jede Frau, jeder Mann ab 60 ist in unserer IG herzlich willkommen und kann sich einbringen und mitarbeiten.
Die Kerngruppe trifft sich zu Sitzungen, diskutiert Ideen und verteilt anstehende Arbeiten. Wir arbeiten im Ressortsystem, d.h. eine oder mehrere Personen übernehmen die Verantwortung für ein Projekt oder eine Arbeit und die übrigen Gruppenmitglieder werden periodisch darüber informiert. Unsere demokratisch gefällten Entscheide werden in Protokollen festgehalten. Zuhanden der Gemeindebehörden verfassen wir Ende Jahr einen Tätigkeitsbericht, in dem auch die Gesamtzahl der freiwillig geleisteten Stunden festgehalten ist.
Wir konkurrenzieren keine bestehenden Angebote, vernetzen uns und arbeiten mit verschiedensten anderen Gruppen, Vereinen und Leistungsanbietern zusammen.
Unser Anliegen ist, dass das Alter nicht mehr nur als eine Häufung von Defiziten und als Kostenfaktor gesehen wird, sondern dass in einem Perspektivenwechsel auch die Ressourcen und die Leistungen der Älteren zugunsten der Gesellschaft berücksichtigt werden. Diese entsprechen jährlich einem Wert von mehreren Milliarden Franken (Betreuung von Grosskindern, Hochbetagten und Kranken, Freiwilligenarbeit, Schenkungen etc.)
Die über viele Jahrzehnte erworbenen Kompetenzen und Erfahrungen sollen genutzt werden. Ein grosses Anliegen sind uns Generationen verbindende Projekte, wie eine bewegungs- und begegnungsfreundliche Gestaltung der Dorfmitte für alle Generationen, Mitarbeit in Schulprojekten etc. Mit geeigneten Infrastrukturen und Massnahmen kann die soziale Einbettung der Älteren gefördert und der Vereinsamung entgegengewirkt werden.
Wichtig sind uns Gesundheit, Selbstbestimmung, Selbständigkeit und gegenseitige Hilfsbereitschaft bis ins hohe Alter. Wir verstehen uns als Sprachrohr unserer Generation: «Alte wissen, was Alte brauchen».
Grundlagenarbeit
Aus einem - im Rahmen des Projektes VIA - veranstalteten Workshop 60+ kamen verschiedene Wünsche und Anregungen, die je nach Art als Auftrag an die Gemeindebehörden oder an die IGAA gingen.
Die IGAA verfasste in diesem Auftrag drei Berichte zuhanden der Gemeindebehörden:
- Begegnungsorte und Plätze für Seniorinnen und Senioren in der Gemeinde – Infrastrukturen nutzen und schaffen
Innen- und Aussenräume, Bestandesaufnahme, Wünsche, Anregungen - Wohnen im Alter
Erhebung Ist-Zustand, Anforderungen für die Zukunft, Berücksichtigung der Ressourcen und sozialen Teilhabe der Älteren - Die Notwendigkeit der Freiwilligenarbeit in der Begleitung älter werdender Menschen
Bedarfsermittlung durch Befragungen von professionellen und freiwilligen Altersbetreuenden. Daraus: Empfehlungen an Gemeindebehörden
Öffentlichkeitsarbeit
- Mitarbeit in der Arbeitsgruppe «Umgebung neues Schulhaus»
Vorschläge für einen Pausen-, Begegnungs- und Bewegungsplatz für alle Generationen als einmalige Chance beim Schulhaus-Neubau in der Dorfmitte. Recherchen dazu bei bereits realisierten Projekten und bei der Stiftung «Hopp-la». Verteilung eines Werbeflyers in alle Haushaltungen, mitgetragen von 4 weiteren Organisationen. - Website
Informationsplattform für Senioren/innen und Angehörige, Drehscheibe für Hilfsgesuche und –angebote - Newsletter
Er wird ca. 6 bis7mal pro Jahr elektronisch an über 100 Personen verschickt und enthält Aktuelles aus der IGAA und der Gemeinde, Informationen zu Anlässen, Kursen und anderen Angeboten für Senioren/innen, Links etc.
Weitere Projekte
Bewegen
- Bänkliweg
Idee der IGAA: Mehr Bänkli entlang von Spazierwegen, damit Ältere sich öfters bewegen und sich bei Bedarf ausruhen können. Die Gemeinde setzte darauf nach Wünschen aus der Bevölkerung zehn neue Bänkli entlang eines Rundweges. Eine Arbeitsgruppe unter Leitung der IGAA sorgt für den Unterhalt. - Pilates - Training
Drei sehr gut besuchte Kurse pro Jahr mit doppelt geführten Lektionen (einmal pro Woche vormittags im Oberstufenzentrum Degenau). - Gleichgewichtstraining, Sturzprophylaxe
Kurs in Zusammenarbeit mit «KYBUN», geleitet vom Kerngruppenmitglied Elena Scherrer, Physiotherapeutin.
Begegnen
- Je ein Bücherschrank in Jonschwil und Schwarzenbach
Schränke an zentraler Stelle im Dorf. Gebrauchte Bücher können gebracht und entnommen werden. Die Schränke werden regelmässig kontrolliert und gewartet. Reger Bücherumsatz! - Literaturkreis
Regelmässige Treffen und Austausch über gelesene Bücher in der Alterssiedlung Jonschwil - Senioren-Kafi
Jeweils am 2. und 4. Mittwoch im Monat, ab 14.00 Uhr im Mesmerhuus in Jonschwil. Reden, Spielen, Jassen, Kaffee trinken, Kuchen essen... - Englischkurs 60+
Je ein Anfänger- und Fortgeschrittenenkurs im Primarschulhaus Jonschwil - Senioren im Schulzimmer
Mitarbeit im Projekt der Primarschule, das erst anläuft. Zwei Personen der IGAA arbeiten aktuell je in einer 5./6. Klasse und einer 1./2. Klasse Handarbeit mit. Ein Flyer der Schule ist in Vorbereitung.
Einzelne Mitglieder der Kerngruppe übernehmen Dienste, z.B. den Fahrdienst im Auftrag der Kindertagesstätte oder aushilfsweise für den Mittagstisch.
Die Mitglieder der Kerngruppe IGAA leisteten 2016 total ca. 1480 Stunden Freiwilligenarbeit. Kleinere Einsätze wurden dabei nicht erfasst.
Erfahrungen
Unsere Angebote werden durchwegs gut genutzt und werden von vielen Senioren/innen geschätzt. Die Vernetzung mit anderen Gruppen und Vereinen bewährt sich und kann sicher noch verstärkt werden. Aktuell arbeiten wir mit der Frauengemeinschaft und dem Team des Seniorentreffs zusammen. Neu werden wir auch die Ortsvertretung für die Pro Senectute Wil-Toggenburg übernehmen.
Als aktive Seniorinnen und Senioren wünschten wir uns, angesichts der schnell wachsenden älteren Bevölkerungsgruppe, in der Gemeinde eine niederschwellige, professionelle Anlauf- und Beratungsstelle für Altersfragen im Teilzeitpensum. Der bisherige Erfolg unserer Arbeit und der grosse Zusammenhalt in unserer Gruppe motivieren uns, weiter dran zu bleiben.
Weitere Informationen:
www.AktivesAlterJonschwil.ch